Auf der Suche nach Spuren aus grauer Vorzeit

Heute war ein schöner warmer Tag angekündigt. Und als wir im Spa waren, hat mir Mama ein neues Buch gekauft, „Upptäck Dalarna“ – Entdecke Dalarna. Die zwei Dinge hängen zusammen, denn heute habe ich Mama und Momo in den Volvo gepackt, um ein paar Stellen in den Tiefen des Solleröwaldes hinter dem Gesundaberget zu erkunden. Den Anstoß dazu hat der schöne Bildband gegeben, der Dalarna von einer anderen Seite zeigt. Also haben wir uns auf die Suche nach Spuren aus alten Zeiten gemacht.

Also ging es los – kurz vor dem Tomteland sind wir in einen Waldweg eingebogen, der uns tief in den Wald führen sollte. Teilweise war er schon aufgetaut, teilweise war er noch voller sulzigem Schnee, aber für den Volvo war das kein Problem. Nach ein paar Kilometern hatten wir unseren ersten Stopp erreicht – Malibambo. Was irgendwie gar nicht schwedisch klingt, sondern eher spanisch oder afrikanisch, ist ein altes Wort auf Sollerönerisch und bedeutet: Malins Kirche.

Malin war eine junge Frau im 14. Jahrhundert, die mit zahlreichen anderen Sollerön mehr oder weniger fluchtartig verlassen hat, um der Pest zu entkommen, die damals auf der Insel ihr Unwesen getrieben hat. Erst sieben Jahre später sind die Flüchtlinge zurückgekehrt, um festzustellen, dass kaum einer der Zurückgebliebenen überlebt hatte. Unter den Rückkehrern war Malin allerdings nicht, denn sie hat die Flucht schon nach kurzer Wanderung aufgeben und zwar auf ein – ihrer Meinung nach – göttliches Zeichen hin. Daraufhin hat sie sich vor Ort (im Fäbod Rossberg) um die dortigen Erkrankten gekümmert. Dort ist sie allerdings auch selbst gestorben – aber wenn man den Legenden glaubt, kam es immer wieder vor, dass sie Leuten in Visionen erschienen ist. Um die Erinnerung an sie und die Flucht vor der Pest zu wahren, werden heute noch Gottesdienste und Meditationen in der Nähe ihres Grabes abgehalten.

Momo, der natürlich an der Umgebung gar nichts heilig war, hat sofort den Findling erklommen, vor dem das Grabkreuz in Gedenken an Malin stand, und hat von dort aus dem Überblick gefrönt.

Wir haben zu Malins Ehren die Glocke an der Gedenktafel geläutet (und damit Momo erschreckt) und uns die Umgebung angeschaut. Hier geht nicht nur der Wanderweg Siljansleden vorbei, der sich wie der Name schon verrät um den ganzen Siljansee zieht, sondern auch der Pilgerpfad Romboleden, auf den wir schon an anderem Ort einmal gestoßen sind.

Danach sind wir durch den Schnee wieder zum Auto gestapft, wobei wir ab und zu knietief – oder in Mamas Fall auch tiefer – eingesunken sind. Nicht zu letzt haben wir laut gedacht, dass Schneeschuhe doch eine gute Idee gewesen wären.

Doch in Ermangelung dieser ging es erstmal mit dem Auto weiter bis zum Fäbod Sälen, das tief im Wald liegt, aber offziell zu Sollerön gehört (und meines Wissens nichts mit dem Ort Sälen im Fjäll zu tun hat). Dort im Wald soll es einen großen Findling geben, der als Botesten bekannt ist – der Bußestein. Hier wurden früher Opfer dargebracht und dem übermannsgroßen Stein wurde nachgesagt, Unglücke, Krankheiten und andere Unannehmlichkeiten verhindern zu können.

Allerdings war hier die Wegbeschreibung nicht so präzise und leider gab es keine Hinweisschilder, sodass der Botesten sehr viel schwieriger zu finden war als Malibambo. Tatsache war, dass wir von einem großen Stein zum nächsten gestapft sind – Momo hat sie ohne Ausnahme erklettert – um dann irgendwann zu erkennen, dass der Schnee einfach keine Hilfe war. Eventuelle Pfade zum Botesten waren nicht zu erkennen und so sind wir letztlich wieder umgedreht und Richtung Fäbod gelaufen. Inzwischen haben wir allerdings eine Ahnung, in welche Richtung wir suchen könnten, aber den Versuch heben wir uns für schneefreie Verhältnisse auf.

Stattdessen haben wir uns für eine Fika in Sälen entschieden. Auf dem Weg zu einem geeigneten Rastplatz – idealerweise mit Aussicht über den Sälsjön – hat Mama nach Inspiration an und in den kleinen Holzhäuschen gesucht.

Nach einer gemütlichen Fika im Sonnenschein sind wir dann wieder zurück zum Auto und haben uns durch den nassen Schnee zurück Richtung Sollerön gekämpft. Etwas dramatisch wurde es auf den letzten Kilometern dann ungewollt dadurch, dass der Volvo eine drohende Überhitzung angekündigt hat. Wir haben es aber gerade noch auf Mamas Hof geschafft, dann hat es allerdings sowohl gedampft als auch gerochen. Praktischerweise kam kurz danach Sune mit einer Ladung Feuerholz für den nächsten Winter vorbei, hat sich den Volvo angeschaut und festgestellt, dass sich ein Kühlwasserschlauch gelöst hat. Jetzt steht der Volvo also in Sollerön und wartet auf eine Reparatur. Die Schuhe trocknen im Flur, die neue Wanderhose hat sich allerdings bewährt. Und meine Festplatte hat wieder einige neue Bilder bekommen.

Auch wenn wir den Botesten nicht gefunden haben, war es trotzdem ein schöner Ausflug in eine Gegend, die wir beide bisher kaum bis gar nicht kannten. Da wird definitiv noch mehr geforscht, sobald die Wege und Pfade schneefrei, warm und sonnig sind. Bis dahin ist dann auch der Volvo hoffentlich wieder fit (und sauber).

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